Herde – Rudel – Schwarm

Zeichnung, Graphik und andere Überraschungen

 

Ortner2 / Judith Ortner
Sonnenfelsgasse 8
A-1010 Wien
Opening: Do, 10.6.2010, 18.00–22.00 Uhr
(im Rahmen des Wiener Innenstadt Galerienrundgangs)
Duration: 11.06.2010–31.07.2010

 




Herden, Rudel und auch Schwärme sind Tier-Aggregationen, deren Gemeinsamkeit unter anderem in der Synchronizität ihres Verhaltens ersichtlich wird. Interessant ist, dass diese Gruppenbildungen vorrangig zur (Über-) Lebenssicherung und der ökonomisch effizienten Vorgangsweise jedes einzelnen Beteiligten dienen. Während bei einem Rudel und bei Herden Familienzugehörigkeit und Rangordnung die entscheidenden Faktoren sind (vgl. Wolfsrudel oder Kuhherde), gelten bei Schwärmen einfache mathematische Prinzipien, die diese zu einem sogenannten „Superorganismus“ werden lassen. Bei diesem existiert keine zentrale Steuerung, was wiederum eine gewisse Kommunikationsfähigkeit der einzelnen Tiere miteinander beweist. Diesem Phänomen kollektiver Intelligenz gilt mein Hauptaugenmerk.
Durch Beobachtung und Imitation der Natur hat der Mensch es scheinbar geschafft, sich über diese Natur zu stellen, eine Ordnung in ihr auszumachen und diese gezielt zu instrumentalisieren. Heutzutage lässt sich Schwarmverhalten in Computermodellen simulieren, die dabei gewonnenen Ergebnisse dienen zum Beispiel der Optimierung der Verkehrsregulierung auf unseren Autobahnen. Auf verheerende Weise hingegen entfaltet sich die Nachahmung des Schwarmverhaltens, wenn, wie im militärischen Kontext, unbemannte Flugzeuge als Drohnenschwarm auf ein Ziel gesteuert werden.
Ebenso wie sich der Mensch durch Nachahmung seiner „nächsten Verwandten“ behauptet, vergleicht er sich mit ihnen. Insekten werden als „Völker“ oder „Kolonien“ definiert, ja, man gesteht ihnen sogar zu ganze „Staaten“ zu bilden; wie umgekehrt der Mensch oft als „Herdenwesen“ bezeichnet wird. Am Tier sich ein Beispiel zu nehmen, sein Verhalten zu beobachten, es nachzuahmen und zu optimieren hat eine jahrtausendealte Tradition und macht vielleicht sogar zu einem Gutteil das Menschsein aus. Hat der Mensch in früheren Zeiten in Gruppen gejagt, so strebt er heute nach wie vor dazu, sich mit seinesgleichen zusammen zu tun, sich in Gruppen zu organisieren, um seine (sublimierten) Bedürfnisse zu stillen. Nicht zuletzt dadurch zeigt sich die enge verwandtschaftliche Beziehung zwischen Tier und Mensch, die, in verschiedenen Ausprägungen, sich durch das gesamte Projekt zieht.


Herds, packs and flocks are aggregations of animals, whose commonality is proved, among other things, by the synchronicity of their behaviour. It is interesting that these group formations are primarily intended to ensure survival as well as efficient movements and behaviour of each group member. In packs and herds family membership and rank orders are relevant factors (for example in a pack of wolves or a herd of cows) whereas in flocks, schools and swarms, mathematical principles are predominant, thus creating a super-organism. There is no central navigation system, which proves a certain ability of these animals to communicate with each other. My main focus is on this collective intelligence.
By observing and imitating nature, man apparently managed to place himself on a superior level than nature, detect a certain order in the latter and instrumentalize it according to his needs. Nowadays flock simulations in computer models, for example, help to optimise traffic on our motorways. The imitation of flock behaviour has by far worse consequences when applied on a military level in the form of unmanned aircraft systems called „drones“, which are used to perform attack missions on a certain target. To the same extent that man stands up to its „closest relatives“ by imitation, he compares himself to them: insects are defined as states, populations or colonies, and people can equally be described as herds. Following the animals’ example, observing his behaviour, imitating and optimizing it has been a tradition for thousands of years, and may have influenced human behaviour on a large scale. While in former times man used to hunt in groups, he still longs for the company of others, organising himself in groups in order to fulfil his (sublimated) needs. This, among other things, demonstrates the close (family) relationship between man and animal, which is a main element of the entire project.

 




 

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