If you have to be a Monkey, be a Gorilla

 

 


 

n+1 Gorillas
Art, Space and Theory

 

Gorillas am Fenster und im Fernsehen. Multidude, Horde, Tribes, Migrationsgruppen, Urban Development und kleine Vogelnester. Objekte, Grafiken, Videos, intermediale Installationen und statische Versuchsanordnungen – immer bewegt sich Roland Maurmair an den Schnittstellen der diskursiven Disziplinen, das Experiment ist dabei eine zentrale Methode seiner Arbeitsweisen.
Wenn Lyotard die Aufgabe eines Philosophen oder Künstlers darin sieht, die Regeln des eigenen Tuns zu reflektieren und zu erweitern, so erfüllt Maurmair diese Aufgabe inhaltlich wie formal voll und ganz. Die kategoriale Trennung von Wissenschaft und Kunst wird kategorisch zurückgewiesen, insofern – wie Deleuze und Guattari sagen – alles gleichzeitig berücksichtigt werden muss, und es notwendig wird, dass die Künstler/innen selbst zu Theoretikern/innen und Philosophen/innen werden. Zugleich werden aber die Theoretiker/innen und Philosophen/innen auch Künstler/innen, und schaffen „Theorie-Fiktionen“, zur Herstellung von Mikrologien und Mikro-Universen und um die Frage nach den Bedingungen und den Möglichkeiten dieser Prozesse stellen zu können. Insofern stellt Lyotard folgerichtig fest: „Alles bei Duchamp […] ist Forschungsarbeit, reine Forschung.“ Maurmairs Werke sind, von dieser Warte aus gesehen, Forschungsergebnisse einer intersubjektiven und transdisziplinären Arbeit.
„Dadurch wird die Unterscheidung zwischen Wissenschaft und Kunst hinfällig werden: die Wissenschaft wird als eine intersubjektive Fiktion, die Kunst als eine intersubjektive Disziplin zwecks Erkenntnissuche erscheinen, also die Wissenschaft als eine Kunstart, und die Kunst als eine Variante der Wissenschaft.“
Dabei geht es auch um die Frage, warum die Kunst in unserer Gesellschaft nur eine Beziehung zu den Gegenständen, nicht aber zum Leben und dem Individuum unterhält. Daraus ergibt sich auch ein Unbehagen an der (gegenwärtigen) Kultur, welches Maurmair immer wieder artikuliert und thematisiert: Die fehlende Beziehung zu uns selbst als Subjekt und Objekt in der Weise, als dass unsere je eigene Existenz zwar als Ergebnis diskursiver Praktiken verstanden werden muss, zugleich aber unsere Existenz ihrerseits, als Material der Sorge, der Veränderung und des Werdens, nicht mehr in der Lage ist, ästhetische und ethische Existenzweisen zu begründen. „Kunst und Wissenschaft werden dann als ‚politische Disziplinen‘ angesehen werden müssen.“

 

Text by Dr. Bernhard Tilg

 


 

Gorillas at the window and on TV. Multitude, hordes, tribes, migration groups, urban development and little bird nests. Objects, graphics, videos, inter-media installations and statistical test assemblies – Roland Maurmair keeps moving along the interfaces of discursive disciplines, experiments forming a central method of his techniques.
If Lyotard deems that it is the philosopher’s or artist’s job to reflect and extend the rules of his own behaviour, Maurmair fully accomplishes this task both on the content and on the formal level. The categorial separation of the arts and sciences is rejected categorically since – as postulated by Deleuze and Guattari – everything needs to be considered, and artists themselves are now required to become theoreticians and philosophers. But theoreticians and philosophers are equally turning into artists, creating theoretical fiction in order to produce micrologies and micro-universes and raise questions about the conditions and possibilities of these processes. In this context, Lyotard correctly states, “With Duchamp … everything is research, nothing but research.” From this point of view, Maurmair’s works are the result of inter-subjective and trans-disciplinary research.
“Thus, it will no longer be necessary to distinguish between science and art: Science will turn into inter-subjective fiction, art will turn into an inter-subjective discipline aimed at finding answers; in other words, science will become art, and art will become a form of science.”
Another issue that is addressed in this context is the question why art in our society only relates to objects rather than life and the individual. It also creates an uneasy feeling towards (today’s) culture, which has repeatedly been articulated and addressed by Maurmair. The missing relationship to ourselves as objects and subjects, in such a way that our own existence must be considered the result of discursive practices, while our existence, the very material of sorrow, change and transition, is not capable any longer of founding aesthetic and ethic ways of existence. “The arts and science will then have to be regarded as political disciplines.”